In einigen Jahren können sich die Lamas auf unserem Hof «Mirgg» an heissen Sommertagen in den kühlen Schatten von Edelkastanien legen.(Unsere Kastanien-Unsere Geschichte - verfasst anno August 2011)
vergessen - fast verschwunden - wiederentdeckt
Im Frühling 2011 pflanzten wir mit Unterstützung des WWF Unterwalden 50 junge
Edelkastanien. Bereits der Vater von Toni verfolgte die Vision eines
Kastanienhains. Er erzählte oft vom Brot der Armen“ und einem alten
Kastanienbaum, der in einem Waldstück des Heimets stehen würde». Nach dem
Tod des Vaters erinnerte sich Toni an seine Geschichten und machte sich auf die
Suche nach dem 30 Jahre alten, knorrigen Baum. Wir fanden ihn und Toni holzte die
Stelle aus. Diesen Frühling hat er wunderschöne Blüten getragen. Wir hoffen, im
Herbst erste Kastanien zu ernten. Damit brach auf dem Hof «Mirgg» endgültig das
Kastanienfieber aus. Wir steckten unsere Nasen in Fachbücher und mit dem
Hangrutschgebiet im Bereich Hintegraben hatten wir schnell eine Stelle in geeigneter
Südlage gefunden. Eine maschinelle Nutzung dieses Landes ist nicht mehr möglich.
Mit den Edelkastanien sehen wir aber einen Weg, doch noch etwas Positives aus
dieser Situation zu machen.
Zentralschweizer Kulturgut erhalten und wiederbeleben
Die Edelkastanie war seit dem Mittelalter auch auf der Alpennordseite ein wichtiges Grundnahrungsmittel. Insbesondere in den milden Lagen rund um die Zentralschweizer Seen wurde sie bis zur kleinen Eiszeit (17.-18. Jh.) kultiviert und prägte die Landschaft. Danach verlor die Kastanie hier an Bedeutung und geriet im 20. Jh. fast völlig in Vergessenheit.
Die Interessengemeinschaft Pro Kastanie Zentralschweiz setzt sich seit Jahren für den Erhalt letzter Hainrelikte ein. Nun soll die alte Kastanienkultur zu neuem Leben erweckt werden. Während unseren Recherchen stiessen auch wir auf das Projekt und meldeten uns flugs an eine Hainbegehung im luzernischen Weggis an. Was wir sahen und hörten schürte unsere Begeisterung. Die Frist für die Teilnahme am Verbundprojekt war abgelaufen, aber Andreas Rudow vom projektleitenden Ingenieurbüro Mogli Solutions stand uns als Berater zur Seite. In der Baumschule in Küssnacht stellten wir gemeinsam die geeigneten Sorten zusammen.
Kastanien: Viel mehr als Marroni und Vermicelles
Eine fixe Vorstellung von der Verwertung der Kastanien haben wir noch nicht. Ein
grosser Teil der Ernte verwenden wir sicher zur Röstung, denn was gibt es
schöneres, als an einem trüben Wintertag die vor Kälte steifen Finger an heissen
Marroni wärmen zu können und den Magen zu laben? Und zwar mit gutem
Gewissen: Gebratene Marroni sind wohl das gesündeste und natürlichste Fastfood“
der Welt. Die köstlichen Kastanien bereichern aber auch unsere Alltagsküche. Sie
finden in zahlreichen Speisen Verwendung und eignen sich hervorragend für die
Zubereitung vegetarischer Gerichte. Besonders für die immer grösser werdende
Gruppe von Allergikern und Menschen mit Zöliakie als Ersatz für Weizenmehl, etwa
für die Zubereitung von Grepes und Biskuitteigen. Aber die Möglichkeiten sind schier
unbegrenzt. Wir sind motiviert, das Handwerk zu lernen – aus der Literatur und vor
allem aus erster Hand, etwa von einem erfahrenen Bauern aus dem Tessin. Bis die
jungen Bäume Früchte tragen, wollen wir mit dem Ertrag vom alten Baum an der
Herstellung möglicher Produkte feilen. Derzeit bestimmen Zucht und Verkauf von
Lamas den Tagesablauf auf dem Hof «Mirgg» in Stalden. Aber vielleicht nehmen die
Käufer der exotischen Tiere künftig auch Kastanienmehl, Kastanienflocken, gedörrte
oder tiefgefrorene Kastanien, Kastanienpüree oder Kastanienlikör mit nach Hause.
Im Rahmen des 50-Jahr-Jubiläums von WWF-Schweiz suchte die Sektion WWF-Unterwalden ein interessantes, unterstützungswürdiges Projekt und wurde dabei auf unser Projekt aufmerksam. Die Pflanzung junger Edelkastanien passt thematisch zum Internationalen Jahr des Waldes, die 50 Bäume stehen symbolisch für das Jubiläum.
Externe Links zu Wissenswertem im Zusammenhang mit Kastanien
Links zum Thema Kastanien:
- Edelkastanie-Eintrag auf Wikipedia
- Kastanien.net - IG Pro Kastanie Schweiz
- WWF: Kastanienhaine in der Zentralschweiz
- Cheschtene-Zunft Mörel
- marroni.ch - Wissenswertes zur Marroni
- Beispiel: Kastanienbier aus dem Tessin
Weitere Stichworte:
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